Als Frau alleine auf Weltreise und warum diese Erfahrung überwältigend ist

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Als ich vor Beginn meiner Weltreise anderen Menschen erzählt habe, dass ich für unbestimmte Zeit die Welt bereisen möchte, war die erste Frage meistens: “Mit wem?” Als ich dann antwortete, dass ich allein reise, gingen die Reaktionen von bemitleidenden Blicken, über erschrockene Gesichtsausdrücke bis hin zu weiteren Fragen voller Sorge. Ja, ich bin alleine als Frau unterwegs. Freiwillig. Ja, ich möchte mir am liebsten die ganze Welt ansehen. Und nein, ich habe keine Angst davor.

Ich glaube, dass viele Menschen eine andere Vorstellung von Reisen haben, als ich. Wenn ich alleine reise, dann liege ich nicht den ganzen Tag gelangweilt alleine am Pool, weil ich niemanden habe, mit dem ich Wasserball spielen könnte. Wenn ich alleine reise, dann laufe ich nicht nachts alleine durch dunkle, unbeleuchtete Gassen auf der Suche nach einem Taxi und voller Angst überfallen zu werden. Wenn ich alleine reise, dann bin ich selten allein, nämlich nur dann, wenn ich es mir bewusst so aussuche.

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Freiheit statt Einsamkeit

Tatsächlich heißt alleine reisen, dass ich die Freiheit habe, Pläne zu schmieden, um sie am nächsten Tag einfach wieder umzuwerfen. Dass ich mir stundenlang mit der Auswahl meines Abendessens Zeit lassen kann, ohne dass mir ein zweiter knurrender Magen Stress macht. Ich schlafe manchmal um neun Uhr abends ein und keiner fragt mich, warum ich denn so früh schon müde bin. Alleine reisen heißt, selbstbestimmt zu reisen. Ohne Kompromisse. Die einzigen Kompromisse werden in der Regel von den eigenen Werten und Normen oder vom Geldbeutel bestimmt.

Ich fühle mich frei, wenn ich alleine reise. Und ich fühle mich tatsächlich nie einsam, obwohl ich alleine bin. Das hört sich widersprüchlich an? Ist es aber nicht. Denn tatsächlich lerne ich auf meiner Soloreise unglaublich viele wundervolle Menschen kennen. Noch viel mehr Menschen, als wenn ich mit einem Partner oder Freund unterwegs bin. Es ist einfacher und ich bin freier, ungebundener und vorallem strahlen Alleinreisende doch häufig eine viel offenere Aura aus, als ein reisendes Paar, das auch gern mal unter sich bleibt.

Man verbringt nur eine Nacht in einem coolen Hostel und schon ist man connected ohne Ende. Egal, ob zum Sightseeing, zum Feiern oder für eine paar gute Gespräche bei einem Bier. Es ist immer jemand am Start. Du hast jeden Tag aufs Neue die Wahl, ob du die Zeit mit anderen Menschen verbringen möchtest, oder ob du lieber Zeit mit dir selbst verbringst. Feel free & enjoy! Du bist frei, aber niemals einsam!

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Menschlichkeit steht im Vordergrund, nicht das Geschlecht

Na klar, ich bin eine Frau, ich bin angreifbarer als es vielleicht ein Mann wäre. Das sagen alle. Aber ist das wirklich so? Ich nehme es überhaupt nicht so wahr. Ganz im Gegenteil. Es ist sogar eher so, dass ich manchmal das Gefühl habe, in vielen Fällen bevorzugt behandelt zu werden, weil ich eine Frau bin. Damit meine ich, dass andere Menschen mir nachts bei der Suche nach einem Taxi den Vortritt lassen, dass freundliche Asiaten mich ansprechen und fragen ob sie mir helfen können, wenn ich verzweifelt auf meine maps.me-App starre und keine Ahnung habe, in welche Richtung die nächste Skytrain-Station in Bangkok ist. Definitiv fühle ich mich immer sicher und bisher hatte ich zu keinem Zeitpunkt ein mulmiges Gefühl, weil ich alleine als Frau unterwegs bin. Häufig spielt das Geschlecht auch einfach keine Rolle. Hostelbesitzer sind stets super hilfsbreit, egal ob mit Infos, dem Gepäck oder logistischem Kram. Es spielt dabei keine Rolle, wer du bist oder was du kannst. Einzig die Menschlichkeit steht hier im Vordergrund. Du hast ein Lächeln auf den Lippen? Dann wirst du von deinem Gegenüber auch sicher eines zurückbekommen, ganz egal, ob Mann oder Frau.

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Du hast nur einen Feind

Wenn du alleine reist hast du im Prinzip nur einen Feind. Und das bist du selbst. Direkt zu Beginn meiner Weltreise wurde mir das sehr bewusst. Es ist unglaublich schwierig viel Zeit mit sich selbst zu verbringen, wenn man sich selbst nicht mag. Klingt logisch? Ist es auch. Das führt übrigens dazu, dass ich nach vier Wochen in einer kleinen, einfachen Hütte in Neuseeland, weit weg von allem, im Golf von Thailand gelandet bin. Und ich habe eine Woche lang Menschen gemieden und bewusst Zeit mit mir selber verbracht.

Ich bin viel gelaufen und habe gelernt, dass das Spazieren für mich eine Art Meditation ist. Dass ich dabei meine Gedanken sortieren kann und dass es mir hilft, Ordnung in Geist und Seele zu schaffen. Diese Erkenntnis war für mich Gold wert! Gönne dir eine Auszeit mit dir selbst und lerne dich selber noch besser kennen. Du wirst es nicht bereuen. Ich habe meine Werte und Norme überdacht, mein Sozialverhalten, einfach alles und habe dabei über mich selber gelacht, weil ich dachte, dass ich so langsam zum Hippie mutiere. Aber es war toll. Und unglaublich wichtig.

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Alleine zu reisen bedeutet sich selbst & die Welt zu lieben

Ich könnte stundenlang weiterschreiben, denn ich bin verliebt in das Soloreisen. Es ist wundervoll, ich genieße jeden Moment. Du wirst lernen dich selber (noch mehr) zu lieben, jeden Moment mit dir und deinen Mitmenschen zu genießen. Du merkst schnell, was dir gut tut und wann du gern alleine sein möchtest und, ich muss mich leider wiederholen, du wirst so unglaublich viele Menschen aus aller Welt kennen lernen, die dein Leben bereichern werden. Versprochen.Ich kann mir gar nicht vorstellen, irgendwann mal damit aufzuhören.

Über die Autorin:

Laura hat ihren Job in Deutschland gekündigt und reist seither solo um die Welt. Momentan lebt sie in Kambodscha. Folge Lauras Abenteuern auf ihrem Blog Placeless oder auf Instagram.

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