Ode ans Hostel – Ein ehrlicher Bericht über das #Hostellife als Backpackerin
Was ich mir von meinem ersten Trip in ein Hostel erhofft habe? Natürlich neue Freunde, coole Stories und wilde Partys. Hatte ich Angst, Bedenken, Zweifel, Unsicherheiten? Ja, die gabs auch. Ist es wohl sauber? Sind die Leute nett zu mir? Werde ich das Hostel mit all meinen Sachen wieder verlassen? Und wie ist das eigentlich, so als Mädel im gemischten Schlafsaal?
Disclaimer: Ich arbeite jetzt im Social-Media-Team von Hostelworld. Aber das zeigt wahrscheinlich, dass meine Erfahrungen ziemlich positiv waren. Und man das Leben im Hostel nicht so ganz abschütteln kann. Einmal Hostel, immer Hostel?
Die Freunde fürs Leben, Erinnerungen und Erlebnisse oder Fotos von verrückten Abenden sorgen dafür, dass deine Reise immer ein Teil von dir bleibt. Und deshalb möchte ich nun dafür sorgen, dass auch andere Mädels einen ehrlichen Bericht über das Reisen und Hostels als Grundlage haben, um sich eine Meinung zu bilden, zu wissen, was auf sie zukommt und letztendlich die Reise zu wagen, von der sie träumen.
Diva oder Dorm – so lebt es sich im Schlafsaal
Mein erster Schlafsaal – gar nicht mal so schlecht
November 2016, Düsseldorf. Dies war der Zeitpunkt, an welchem ich mich das erste mal mit der Suche nach einer Bleibe in Melbourne beschäftigt habe. Ein kurzer Blick auf mein Budget und meine Pläne (plus etwas Abenteuerlust) bestärkten meine Entscheidung: Hostel-Dorm! Nach 35 Stunden Flug nach Australien stand ich also mitten im Achtbettzimmer. Mitsamt 7 anderen Jungs aus der ganzen Welt – exotisch. Das mit der Reise-BFF aus dem Dorm-Zimmer hat also zunächst nicht geklappt, wie geplant. Zudem war ich ungefähr die einzige, die im Zimmer nicht mal eben ihr Shirt wechseln konnte. Und ein Glätteisen oder Föhn konnte mir auch keiner leihen.
Ich bin (war) von der schüchternen Sorte und deshalb liegt nahe, dass mich die Situation erstmal… ein wenig einschüchterte. Das ganze hielt dann circa 48 Stunden und einen unendlich langen Jetlag-Schlaf an, denn früher oder später kommst du mit deinen Zimmernachbarn ins Gespräch. Und diese waren alle einfach unglaublich nett! Ich wurde dann kurzerhand ermutigt, mich in der Common-Area an der Wine and Cheese Night zu beteiligen (zwei Dinge, zu denen ich generell niemals Nein sage) und im nullkommanichts fand ich dort auch meine lang ersehnte (es dauerte schließlich zwei ganze Tage) Hostel-Bff, mit der ich letztens übrigens – zwei Jahre später – wieder verreiste.
2 Jahre später: Gemeinsame Erinnerungen, neue Trips
Nun, ob es Glück war oder doch der ganz normale Hostel-Alltag ist Ansichtssache. Ich hatte meist immer Glück mit meinen temporären Mitbewohnern (bis auf den einen Nachtschwärmer, der sein Bier über meinen Backpack gegossen hat – ich hoffe, du liest diese Zeilen!) und hätte im Nachhinein nichts anders gemacht. Besonders hilfreich waren im Laufe meiner Reise die Bewertungen, die ich auf Hostelworld gelesen habe, um mir schon im Vorhinein ein Bild von der Atmosphäre zu machen (#organisiert). Außerdem gibt es, wenn der Bammel wirklich zu groß ist, auch Mehrbettzimmer, die nur für Mädels sind (Jungs verboten!). Oder Einzelzimmer. Wer kann, der kann!
Ist es denn auch sauber?
Melbourne
Das war nicht nur eine Frage, die ich mir selber stellte, sondern auch die besorgte Fraktion „Freunde und Familie“ daheim. Und vielleicht auch du genau jetzt? Nun habe ich ja schon die Bewertungen angesprochen, die dir bereits einen guten Eindruck bieten, wie es denn so unter’m Hostel-Teppich aussieht. Und tatsächlich war ich bei meinen ersten Hostels mehr als überrascht, wie sauber es eigentlich ist – nehmt das, Vorurteile! Hier wurden regelmäßig das Zimmer gesäubert, die Wäsche gewechselt und der Kühlschrank geleert, bevor es überhaupt passieren konnte, dass eine alte Brotdose von selbst wieder hinaus marschiert. Fast jedes Hostel hatte Waschmaschinen, damit im Backpack alles sauber bleibt und wenn doch mal irgendwas nicht stimmte, hat die Rezeption geholfen. Natürlich trägt man auch selbst zur Sauberkeit bei, denn man will ja selbstständig und verantwortlich sein. Das eigene Geschirr zu spülen und seine Klamotten nicht über das komplette Zimmer zu verteilen, gehört ebenfalls zur Sauberkeit eines Hostels dazu. Und wenn du ganz motiviert bist und die Dinge lieber selber in die Hand nimmst, bieten viele Hostels auch einen kostenlosen Schlafplatz für einige Stunden Putzen am Tag oder in der Woche an. Eine super Möglichkeit, um länger an einem Ort zu bleiben und das Budget zu schonen.
Hab ich mit Sicherheit genügend Sicherheit?
Wilsons Promontory Nationalpark: Der erste Roadtrip
Apropos besorgte Fragen, da wäre noch ein weiteres Wort mit dem Buchstaben „S“, das bei frischen Backpackern plus Familie für Stirnrunzeln sorgt: die Sicherheit! Wenn man sich mit Fremden ein Zimmer teilt, dann teilt man auch den Raum, in dem sich das eigenen Hab und Gut befindet. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag im Hostel, an dem ich für ungefähr zehn Minuten mein Smartphone im Zimmer liegen ließ. Es fiel mir erst dann auf, als ich bereits in der Küche daran tüftelte, meine Nudeln möglichst al dente zu kochen. Ich rannte im Rekord-Sprint zurück, während ich mich mental schon von meinem guten alten Handy verabschiedete. Die Überraschung kam schnell: Es lag noch genauso auf der Ablage, wie ich es hinterlassen hatte. Ich genoss dann, mit iPhone und Erleichterung, meine leider „nicht-mehr-so-al-dente-Nudeln“. Happy war ich trotzdem. Klar gibt es auch Geschichten, die nicht unbedingt gut ausgehen und Reisende, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und ich möchte nun nicht so tun, als würde beim Reisen nie etwas flöten gehen. Ich selbst begann meine Reise schließlich damit, mir mein Hochbett mit meinem Backpack zu teilen, aus Angst, jemand stibitzt mir mitten in der Nacht etwas daraus (hör auf zu lachen, es gab genügend Platz im Hochbett). Aber für gewöhnlich legt sich diese Angst schnell, denn man respektiert andere Backpacker und fremde Gegenstände in Hostels. Wir sind schließlich alle Reisende mit dem selben Ziel: Die Welt kennenzulernen und neue Bekanntschaften zu schließen, nicht mit möglichst vielen neuen (fremden) Objekten wieder heimzukehren!
Trotzdem empfehle ich dir, auf deine Sachen zu achten, so wie du es auch sonst tun würdest. Ein sehr hilfreiches Gadget für ein sorgloses Leben im Hostel ist zum Beispiel ein eigenes Schloss. Die meisten Hostels haben nämlich Schließfächer, in denen du die wirklich wichtigen Sachen einschließen kannst, bevor du eine Tour unternimmst, schlafen gehst, dich auf den Weg zur nächsten Party begibst oder vor hast, in der Hostel-Küche so richtig gute Nudeln zu kochen.
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit…
Meinen kompletten Kleiderschrank? (Leider) nicht wirklich. Wie minimalistisch (oder maximalistisch?) du beim Reisen sein möchtest, liegt bei dir – und der Stärke deines Rückens. Wenn man sich ein Zimmer teilt, ist es allerdings nicht empfehlenswert, alles mit Klamotten zuzustellen und ein riesiger Koffer passt meist auch nicht unter dein Bett oder in die Ecke.
Ich war generell immer die Person auf Reisen, die verschiedenste Outfit-Kombinationen mitnehmen wollte, um für jeden passenden Anlass etwas dabei zu haben. Beim Packen meines Backpacks ging die Rechnung leider nicht so ganz auf. Ich versuchte es mit dem Prinzip des Minimalismus, bevor ich das Endergebnis schließlich auf meinem Rücken trug und mit in mein Abenteuer nahm – Mädels, es gibt also Hoffnung! Mitsamt einigen simplen T-Shirts, gemütlichen funktionalen Hosen, Turnschuhen, Flipflops für Strand und Dusche und bequemen Sandalen (jeder Deutsche ahnt bestimmt, von welchen Sandalen ich hier spreche) war ich dann letztlich ausgestattet. Den restlichen Platz meines Backpacks nahmen elektronischer Krimskrams und Pflegeprodukte in Anspruch. Ich war ziemlich stolz auf mein neues, praktisches Ich, bis ich kurz vor der ersten Partynacht in den coolen Clubs Melbournes absolut nichts schickes zum Anziehen hatte. Zum Glück hab ich zu dem Zeitpunkt bereits meine Hostel-Bff gefunden, die mir etwas aushelfen konnte.
Würde ich erneut „nur“ mit Backpack losziehen? Absolut! Es gab nur wenige Male, in denen ich mit Platzmangel kämpfte, allerdings unzählige Gelegenheiten, bei denen mein Backpack mehr als praktisch war (Treppen mit Rucksack auf dem Rücken zu meistern ist definitiv um einiges einfacher als mit dem Koffer). Auch organisatorisch hat es ziemlich gut funktioniert, da ich mir im Vorhinein sogenannte „Packing-Cubes“ angeschafft habe, um verschiedene Kleidungsstücke zu trennen und direkt zu wissen, wonach ich greifen muss (eignet sich übrigens auch hervorragend als Kissen). Zudem kann man sich mit anderen Reise-Gefährtinnen aus dem Hostel süße Outfits oder auch sämtliche Pflegeprodukte teilen, simple Kleidung mit kleinen Accessoires nachttauglich machen oder sich von alten Sachen verabschieden, um Platz für das neue schicke Kleid vom Markt zu machen. Zugegeben habe ich auch einmal ein Bündel an Klamotten nach Hause geschickt.
Hostels haben zudem einen weiteren Vorteil: Solltest du Kleidung loswerden wollen, gibt es dort manchmal eine „Free-Clothes-Section“, sodass du anderen Backpackern sogar eine Freude machen kannst. Es lohnt sich übrigens auch, selbst einen Blick hinein zu werfen – wer weiß, vielleicht findest du dort ja genau die Wanderschuhe, die du für dein nächstes Ziel brauchst?
Vom gemeinsam und einsam sein
Ausflüge mit der Hostel-Crew: Mission Beach
Es gibt da so einen Widerspruch, wenn gesagt wird, dass du als Solo-Reisende nie allein sein wirst. Geht man alleine reisen, um sich selbst kennenzulernen oder den Rest der Welt? In Wahrheit ist das Ganze etwas komplexer.
Es wird Zeiten geben, in denen du voller Ehrfurcht alleine in dein erstes Hostel spazierst, um dann einige Tage später mit einer Gruppe von 20 Backpackern gemeinsam am Strand dem Sonnenuntergang entgegen zu tanzen. In denen du allein auf einen Roadtrip aufbrichst, um an einigen Stationen Hostel-Freunde wiederzutreffen, die zufällig die gleiche Route geplant haben. Du wirst tiefsinnige Gespräche mit neuen Freunden und Fremden führen oder einfach losgelöst über sämtliche Themen quatschen. Du lernst Kulturen kennen, bekommst Tipps in Hostel-Küchen, Hilfe, wenn mal was kaputt geht und einen neuen Beschützer-Instinkt, wenn ein anderer Backpacker in Not ist. Du wirst Fremde danach fragen, ein Foto von dir zu machen, alleine auf einem See in die Ferne schauen und ein total neues Gefühl von Freiheit genießen – denn wenn du reist, dann tust du das, was nur dir gut tut. Du wirst lernen dich wieder und wieder zu verabschieden und realisieren, dass es auch immer ein Wiedersehen gibt. Du wirst dich verlieben – in Orte, Kulturen und die kleinen Dinge (und ja, sogar Hostels) – und unglaublich daran wachsen. Du wirst lernen, wie es ist, mit dir selbst allein zu sein, dich besser kennenlernen, Probleme alleine bewältigen und Momente der Einsamkeit haben, besonders am Anfang der Reise. Aber keine Sorge, denn dann stellst du fest, dass dich Menschen daheim unterstützen und du im nächsten Hostel wieder auf neue Reisende triffst, die (ganz wahrscheinlich) zu neuen Freunden werden. Oder du lernst, dass du auch allein super zurecht kommst und du diesen 2-Wochen-Roadtrip nur mit dir selbst verbringen möchtest.
Reisen: Das größte Glücksgefühl
Egal, wie dein Trip letztenendes seinen Lauf nimmt, ob du deine Tage für dich selbst genießt oder mit 100 neuen Freunden heimkehrst (oder beides): Habe keine Angst, alleine loszuziehen, denn du wirst in jedem Fall eine Menge daraus lernen – und eine Menge anderer Menschen kennenlernen, die sich ganz genauso fühlen. Das ist nämlich das tolle an Hostels.
Neue Erfahrungen, neue Facetten, neues Ich?
Das ist jetzt kein kitschiger Versuch dir aufzutischen, dass ich vom Reisen als komplett neue Person zurückgekehrt bin und von nun an nur noch English speake. Dennoch haben Begegnungen in Hostels dafür gesorgt, dass ich Dinge erlebt und in Situationen gelandet bin, von denen ich vor meiner Reise nicht mal geträumt hätte. Einmal habe ich mit Hostel-Freunden einen Roadtrip unternommen, auf Sanddünen übernachtet und einen Meteoriten gesehen (meine Freunde daheim kaufen mir das übrigens noch immer nicht ganz ab). Ich habe mich aufgrund eines Gruppenrabatts zum Fallschirmspringen überreden lassen und bin durch die Wolken auf einen weißen Strand gesprungen – und wer weiß, ob ich mich allein in dieses Erlebnis gestürzt hätte (wahrscheinlich nicht).
Ja, ich bin tatsächlich aus dem Flugzeug gesprungen
Genauso magisch und erlebnisreich waren jedoch die Abende, an denen ich mit neuen Freunden den Sonnenuntergang am Strand beobachten, aufregende Geschichten aus verschiedensten Ländern gehört und neue Fähigkeiten entdeckt habe, die ich mir niemals hätte vorstellen können. Zum Beispiel auf fremde Menschen zuzugehen, Traktor zu fahren und festzustellen, dass ich in Flip-Cup fast unschlagbar bin – es geht schließlich um die wichtigen Lektionen im Leben. Zudem können Hostels ganz schön inspirierend sein. Es gibt immer jemanden, der jemanden kennt, der jemandem beim Reisen getroffen hat, der an einem super interessanten, unentdeckten Ort gewesen ist. Genau das gleiche gilt auch für Volunteering, Reise-Jobs oder die coole Bar in der versteckten Gasse hinter dem Hostel, an der du bisher blind vorbei gelaufen bist.
Sonnenuntergänge in St. Kilda
Aber jetzt mal im Ernst, ich denke, dass eine Solo-Reise durch Hostels eine super bereichernde Erfahrung ist, besonders als weiblicher Backpacker. Man gewinnt eine Menge Selbstbewusstsein, wächst an Herausforderungen, öffnet sich neuen Menschen und Kulturen und lässt sich so schnell nichts mehr vormachen. Zudem trifft man auf super viele andere Mädels, die in den gleichen Reise-Schuhen stecken. Einer meiner besten Erfahrungen war der Zusammenhalt und die Verbindung, die man auf der Reise durch die Welt mit anderen Backpackern aufbaut – besonders die zwischen weiblichen Solo-Abenteurerinnen!
Ist das Hostel nun etwas für dich? Das kannst nur du beantworten. Willst du dennoch meine dezente Meinung dazu hören, dann kann ich nur sagen: Probier es aus – und zwar auf jeden Fall! Es war eine meiner besten Erfahrungen und hat dafür gesorgt, dass ich nun Freunde aus der ganzen Welt gesammelt habe, die halbe Welt mit ihnen erkunden konnte, mit und gegen den Strom geschwommen bin und diesen Text letztendlich von London aus schreibe, denn irgendwie konnte ich nie ganz mit dem Reisen aufhören. Wer weiß also, wohin dein Weg dich führt!
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