15 Orte, die man gesehen haben muss, bevor sie verschwinden
Saßt du auch schon mal in der Lobby eines Hostels und musstest einem unerträglichen Reise-Hipster dabei zuhören, wie er Sätze wie: “Du hättest diesen Ort sehen sollen, BEVOR er cool wurde.” von sich gibt? Stell dir vor, du könntest ihn mit folgender Antwort belehren: „Du hättest diesen Ort sehen sollen, als er noch EXISTIERTE. ” Leider trifft diese Aussage auf manche Orte tatsächlich zu.
Klimawandel, Misswirtschaft und die größte Gefahr von allen – der Mensch – bedrohen einige der schönsten Reiseziele der Welt. Jetzt ist es an der Zeit, ein Hostelbett zu buchen und diese 15 Orte ganz behutsam zu entdecken, bevor sie verschwinden.
1. Das Great Barrier Reef
Solltest du vor haben, deine ganz persönliche Fortsetzung von Findet Nemo zu erleben, dann solltest du dich besser beeilen – das Great Barrier Reef ist nicht ganz so farbenfroh wie zu der Zeit, als Marlin und Dory ihre epische Reise entlang der australischen Ostküste unternahmen. Umweltverschmutzung, Überfischung, Schiffsverkehr und steigende Meerestemperaturen bleichen das größte Riffsystem der Welt aus und töten buchstäblich die Korallen. Laut Wissenschaftlern ist das halbe Riff bereits tot und das Absterben der verbleibenden Hälfte wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Fahre von Cairns aus zu den schillerndsten Abschnitten des Riffs, solange du dich dort noch mit Schildkröten, Delfinen und – natürlich – Clownfischen wie Nemo vergnügen kannst.
2. Havanna
Wenn du das Wort „Ironie” im Wörterbuch nachschlägst, findest du ein Bild von Che Guevaras Sohn, der ein Reisebüro für Motorradtouren gegründet hat, um von der neuen Besucherwelle Kubas zu profitieren. Ein 61 Jahre andauerndes US-Embargo hat in den 1950er Jahren die Straßen von Havanna mit ihren Oldtimern, Neonschildern und der Art-Deco-Architektur eingefroren. Die jüngste Lockerung der Reisebeschränkungen in die USA bedeutet jedoch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis McDonalds und Starbucks anfangen, Havannas Retro-Cocktailbars und Jazzclubs zu verdrängen, was den Alte-Welt-Charme der Stadt zu zerstören droht.
3. Nicaragua
Dieses Land voller wilder Natur steht auf zahlreichen Backpacker-Bucketlists – und du solltest Nicaragua auch auf deine Liste schreiben, bevor es zu spät ist. Nicaragua ist ein Paradies vulkanischer Terrains, abgelegener Strände und naturbelassener Wälder – aber ein Plan, einen 270 Kilometer langen Kanal von Küste zu Küste zu bauen, würde diese Landschaft für immer verändern. Das 50-Milliarden-Dollar-Projekt ist ins Stocken geraten, aber sollte es wieder aufgenommen werden, wären die Auswirkungen auf die einheimische Tierwelt, die unberührte Landschaft und den mächtigen See in Nicaragua verheerend.
4. Taj Mahal
Wie die Zähne eines Rauchers verfärbt sich Indiens berühmtestes Gebäude langsam von weiß zu gelb. Aber es ist noch nicht zu spät, dieses architektonische Meisterwerk aus weißem Marmor zu sehen, solange es noch strahlend weiß glänzt. Durch die Luftverschmutzung färbt sich das Taj Mahal goldbraun und der weiße Marmor verliert allmählich an Attraktivität. Glücklicherweise arbeitet eine Armee von Reinigungskräften an einem chemiefreien Peeling, um dem 350 Jahre alten Weltwunder seinen perlweißen Glanz zurückzugeben.
5. Bordeaux
Es gibt viele gute Gründe, sich um den Klimawandel zu kümmern. Schmelzende Gletscher? Schrecklich. Gefährdete Spezies? Tragisch. Extreme Wetterereignisse? Unheimlich. Sinkende Weinproduktion… Moment mal, was? Temperatur-, Niederschlags- und Sonnenschwankungen in Südfrankreich haben die Weinproduktion von Bordeaux reduziert, die in den nächsten 50 Jahren voraussichtlich um zwei Drittel einbrechen wird. Wenn du also eine Reise in das Weinland von Bordeaux planst, solltest du dich besser beeilen und dich auf den Weg machen, solange noch Trauben an der Rebe stehen.
6. Die Everglades
Verzeih das schreckliche Wortspiel – die Everglades in Florida werden schnell zu den Not-Foreverglades. Diese riesigen sonnenverwöhnten Sumpfgebiete in der Nähe von Miami beherbergen Alligatoren, Orchideen, Schwarzbären, Seekühe, Störche und den scheuen Florida-Puma. Aber Wasserumleitungen, Überschwemmungen, industrielle Umweltverschmutzung, eingeschleppte Arten und die Stadtentwicklung zerstören ihren natürlichen Lebensraum. Erkunde Südflorida, bevor es tatsächlich heißt: See you later, Alligator!
7. Die Chinesische Mauer
Konfuzius hat einmal gesagt: „Der Mann, der einen Berg bewegt, trägt zunächst kleine Steine weg.“ Der chinesische Philosoph hätte genauso gut über die Chinesische Mauer sprechen können, die Stein für Stein erodiert wird. Weniger als 10 Prozent der ursprünglichen 21.000 Kilometer langen Mauer gelten als gut erhalten, dank jenen Menschen, die Stücke der Mauer entfernen, um sie an Touristen zu verkaufen oder in ihren eigenen Gebäuden zu verwenden. Und obwohl die Idee, in einem Haus aus der Chinesischen Mauer zu leben, ziemlich cool ist, ist es natürlich weniger cool für den Zustand dieses Weltwunders.
📷 @48dl_
8. Das Tote Meer
Klingt seltsam, aber: Es ist Zeit, das Tote Meer zu besuchen, bevor es stirbt. Dieser mehr als 400 Meter unter dem Meeresspiegel gelegene Salzsee zwischen Israel und Jordanien zieht seit Jahrtausenden Besucher an, die im mineralreichen Wasser treiben und von seinem magischen gesundheitlichen Nutzen profitieren möchten. Durch das Überpumpen des Jordan stromaufwärts sinkt der Wasserstand jedes Jahr um etwa einen Meter. Es wird also nicht lange dauern, bis das Tote Meer seinem Namen wirklich gerecht wird. Plane also in der Zwischenzeit unbedingt eine Reise in die einzigartigen Landschaften Jordaniens und Israels, um selbst in diese Oase einzutauchen.
9. Kambodscha
Alles Roger in Kambodscha? Eher nicht. Manche Orte solltest du besuchen, bevor sie verschwinden – und dann gibt es Orte, die solltest du besuchen, bevor das Land buchstäblich unter deinen Füßen verschwindet. Seit 2007 hat die kambodschanische Regierung ihre natürlichen Ressourcen an den Meistbietenden verkauft – darunter 80 Millionen Tonnen Sand, die aus Mangrovenwäldern an der Küste nach Singapur verschifft wurden, um die Landmasse des kleinen Landes zu vergrößern. Die Industrie rund um die Sandbagger gefährdet die einheimische Tierwelt, zerstört lokale Dörfer sowie Kambodschas natürliche Barriere gegen steigende Meeresspiegel, Tsunamis und Wirbelstürme. Lass es dir also nicht nehmen, eines der faszinierendsten Reiseziele der Welt zu besuchen, das eine reiche Kultur, rauschende Partys und faszinierende Tempel wie Angkor Wat bietet – bevor es zu spät ist.
10. Venedig
Vergiss die Gondeln – bald benötigst du stattdessen vielleicht Schnorchel und Schwimmflossen, um dich durch die Kanäle von Venedig zu bewegen. Italiens schwimmende Stadt sinkt seit Jahrhunderten langsam und taucht jedes Jahr ein paar Millimeter in die Adria ein. Das größte Risiko für Venedig im Jahr 2019 besteht jedoch in Überschwemmungen, die durch den Anstieg des Meeresspiegels, das extreme Wetter und die häufig vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffe verursacht werden. Schau dir Venedig also lieber an bevor die Stadt der Kanäle zum Atlantis der Moderne wird.
11. Die großen Pyramiden von Gizeh
Das letzte verbliebene Weltwunder hat mehr als vier Jahrtausende überdauert, könnte aber das 21. Jahrhundert nicht überleben. Die Bauherren schenken den Gesetzen, die das Bauen in einem Umkreis von fünf Kilometern um die großen Pyramiden von Gizeh beschränken, wenig Beachtung. Sie schlagen Golfplätze, Wohnblöcke und Fastfood-Restaurants vor der Haustür dieses alten Wunders am Stadtrand von Kairo auf. Zusätzlich haben jahrtausendelange Wind- und Sanderosion ihr Übriges getan, ganz zu schweigen von den unverantwortlichen Besuchern, die überall herumklettern und den Bauwerken dadurch zusetzen.
📷 @mo_zuu
12. Patagonien
Patagonien liegt an der Grenze zwischen Chile und Argentinien an der Südspitze Südamerikas und ist das zweitgrößte Eisfeld der Welt. Aber dieses abgelegene Wunderland aus eisigen Gipfeln und epischen Gletschern schrumpft rasant. Durch die Erderwärmung schmelzen die Gletscher jährlich um etwa 10 Kilometer, und Patagonien ist nicht das einzige Eisfeld, das besucht werden muss, bevor es verschwindet. Die Antarktis wirft jedes Jahr 160 Milliarden Tonnen Eis ab, die Anzahl der Gletscher im Montana Glacier Nationalpark ist von 150 auf 25 geschrumpft und der Chacaltaya-Gletscher in Bolivien ist in den letzten zwei Jahrzehnten buchstäblich verschwunden. Erschreckend!
13. Madagaskar
Erinnerst du dich an den Film Madagaskar, in dem eine Gruppe Großstadt-Zootiere allerlei Abenteuer erlebt und eine riesige Armee von Lemuren der Welt den 90er-Jahre-Dance Ohrwurm „I like to move it” wieder ins Gedächtnis ruft? Nun, Madagaskars Tiere sind nicht ganz so fröhlich, wie Hollywood es uns glauben lassen wollte – Abholzung, Landwirtschaft und der Abbau von Holzkohle haben 90 Prozent der natürlichen Wälder auf der Insel zerstört, auf welche die außergewöhnliche Vielfalt an Wildtieren die hier lebt angewiesen ist. Wer Madagaskars unglaubliche Artenvielfalt in vollen Zügen genießen will, für den heißt es “move it, move it“ – und zwar ab zum nächsten Flughafen, bevor es zu spät ist.
📷 Amy Reed
14. Wien
Die österreichische Hauptstadt geht nirgendwo hin, aber für das historische Zentrum könnte die Sache anders aussehen. Die wunderschönen Innenbezirke Wiens, mit ihren eleganten Kirchen, schillernden Palästen und barocken Schönheiten, stehen auf der Roten Liste des Gefährdeten Welterbes der UNESCO – wegen der schick-schillernden Immobilienentwicklung, die die Skyline der Stadt verändert. Hoch aufragende Wolkenkratzer bedrohen den kunstvollen Stadtpark aus dem 19. Jahrhundert, während ein Boom an modernen Hochhäusern die wunderschöne Barockarchitektur Wiens verschluckt.
15. Die Malediven
Die Sonnenuntergänge auf den Malediven sind legendär, aber das Land selbst könnte bald genauso unter dem Horizont verschwinden wie die Sonne. Diese Kette tropischer Atolle in der Mitte des Indischen Ozeans bildet die am tiefsten gelegene Nation der Erde, und somit gefährdet der steigende Meeresspiegel die Inseln. Experten gehen davon aus, dass der gesamte Ort in den nächsten 100 Jahren unter Wasser sein wird. Es ist also höchste Zeit, die weißen Sandstrände der Malediven zu bewundern, bevor sie das türkisfarbene Wasser vollständig umhüllt.
Wie viele dieser Orte konntest du bereits in ihrer noch vollen Pracht bewundern? Wenn es ums Reisen geht, ist der beste Zeitpunkt jetzt. Zeit also, deinen nächsten Trip zu planen.
Über den Autor:
Tom Smith ist ein australischer Autor, der in Manchester lebt. Er ist verrückt nach Sport und Reisen und hat daher schon Cricket in Cardiff, Fussball in Fortaleza und Baseball in der Bay Area geschaut – und damit ist die Bucket-Liste noch nicht abgearbeitet! Erfahre mehr über seine Abenteuer hier.
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